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15.01.2018

Week of the Referee

«Wir haben die gleiche Motivation wie die Spieler auch»

Die aufstrebenden Schiedsrichter Janick und Yvan Bühler erzählen im Interview von ihrem Werdegang und den Highlights ihrer bisherigen Karriere. Für Nachwuchsschiedsrichter haben sie einige Tipps und Ratschläge bereit. Ausserdem verraten sie, wer von ihnen der Strengere ist und ob sie als Brüder häufiger streiten.

Wie würdet ihr eure Schiedsrichterkarriere beschreiben?

Janick: Ich pfeife schon länger, diese Saison ist bereits meine zehnte. Allerdings habe ich zuerst mit einem anderen Partner gepfiffen.

Yvan: Bei mir ist es nun auch bereits die achte Saison. Auch ich hatte zuerst einen anderen Partner. Dieser wollte irgendwann jedoch nicht mehr weitermachen und so entschloss ich mich, mit meinem Bruder zusammen zu pfeifen.

Was war der Grund, dass ihr mit schiedsrichtern begonnen habt?

Yvan: Wie in so vielen anderen Vereinen wurden bei uns Schiedsrichter gesucht. Wir haben uns motivieren lassen, da wir uns mit unserem Verein stark verbunden fühlten und etwas zurückgeben wollten.

Wie ist euer Werdegang?

Janick: Wir haben zusammen auf Stufe G2 angefangen und uns dann stetig hochgearbeitet. Letzte Saison waren wir in der NLB gesetzt. Diese Saison haben wir den Schritt in die NLA geschafft.

Welches war bis jetzt euer wichtigstes Spiel?

Yvan: Vom Medieninteresse her ist bis jetzt sicher der Supercup unser wichtigstes Spiel, ein Highlight unserer bisherigen Karriere.

Janick: Die grösste Bedeutung hat für uns aber wohl unser erstes NLA-Spiel. Dies war auf jeden Fall ein Moment, auf welchen wir sehr lange hingearbeitet haben.

Wie trainiert ihr, damit ihr eure Leistung abrufen könnt?

Yvan: Wie die Spieler trainieren auch wir unsere Physis, wenn auch sicherlich nicht ganz so intensiv. Seit zwei Jahren gibt es allerdings für die Schiedsrichter einen strengeren Leistungstest als noch die Jahre zuvor.

Janick: Unser wichtigstes Mittel sind aber die Videoanalysen. In der NLA haben wir jede Woche ein Spiel, wo oft auch ein Observer vor Ort ist. Er gibt uns viele Inputs, aber häufig analysieren wir auch Szenen, bei denen wir selber noch Bedarf sehen.

Wie sieht eure Vorbereitung vor einem Spiel aus?

Janick: Die Vorbereitung ist bei uns ein fixer Ablauf. Normalerweise sind wir ungefähr 90 Minuten vor dem Spiel in der Halle. Meist nehmen wir den Zug und wenn immer möglich schauen wir, dass wir gemeinsam anreisen.

Yvan: Da sprechen wir dann oft auch über das letzte oder das anstehende Spiel.

Janick: Wenn wir in der Halle sind, nehmen wir in der ersten halben Stunde die Stimmung auf. Wir begegnen den Leuten und sprechen mit ihnen oftmals auch über anderes als Unihockey.

Yvan: Diese menschliche Ebene ist uns sehr wichtig.

Weshalb könnt ihr jedem empfehlen, Schiedsrichter zu werden?

Yvan: Wir haben die gleiche Motivation wie die Spieler auch: Auf so hohem Niveau hat man viele Herausforderungen und muss jederzeit seine beste Leistung abrufen. Spiele zu leiten ist eine sehr interessante Tätigkeit, die Spass macht. Wir freuen uns über eine gute Leistung genauso und haben oft auch ähnliche Emotionen wie ein Spieler.

Janick: Sicher kann man als Schiedsrichter auch persönlich etwas fürs Leben mitnehmen. Schiedsrichter brauchen gute Kommunikationsfähigkeiten und eine gewisse Selbstsicherheit.

Was macht ihr, wenn ihr mal eine falsche Entscheidung getroffen habt?

Janick: Wir sagen es ganz einfach. Das Schlimmste ist, bei einem Fehler darauf zu beharren. Dann suchen wir halt lieber noch mal den Kontakt.

Wie geht ihr mit Emotionen aus dem Publikum um?

Yvan: Wir nehmen das Publikum nur wahr, wenn das Spiel nicht intensiv ist. Wenn du mit der Spielleitung zufrieden bist, dann ist es egal, was das Publikum denkt.

Und wie sieht es mit Emotionen bei den Spielern aus?

Janick: Es gibt ganz verschiedene Spielertypen und man merkt schnell, ob einer jetzt Recht hat oder einfach nur hitzig ist und Dampf ablässt. Hier greifen wir auch mal durch. Da hilft es uns auch, dass wir selber spielen und wissen, dass Emotionen nun mal zum Spiel gehören.

Yvan: Oft legen sich die Emotionen bereits wieder, wenn sich der Spieler ernst genommen fühlt.

Janick: Bei Frustration ist der Schiri halt ein gutes Ziel und figuriert als Puffer.

Wie geht ihr mit solchen Momenten um?

Yvan: Je nach dem ist ein Spiel beim Heimfahren noch voll präsent. Wir fragen uns dann, ob wir etwas verpasst haben und die Stimmung gekippt ist. Gewisse Spiele können wir uns nicht erklären. Es kann sein, dass es da jeweils auch an der Vorgeschichte liegt.

Janick: Spiele, nach denen man anschliessend seine Ruhe braucht, gibt es wirklich selten. Wir können uns an drei erinnern. Nach Spielschluss lassen wir das Spiel ruhen und mit etwas Distanz schauen wir dann auch mal mit einem Augenzwinkern auf hektische Situationen zurück.

Yvan: Wir glauben, dass wenn man respektvoll mit den anderen Beteiligten umgeht, Respekt zurückkommt und auch mal Fehler verziehen werden.

Gibt es bei euch auch noch andere Gesprächsthemen als Schiedsrichter?

Janick: Wir reden schon sehr viel drüber. So viel Zeit, wie das Schiedsrichtern bei uns einnimmt, ist es halt auch mehr als nur ein Hobby. Auch wenn wir nicht jedes Spiel stundenlang analysieren, wir sprechen es immer kurz an.

Habt ihr ein Ritual vor einem Spiel?

Yvan: Unser Einwärmen ist immer gleich. Wir haben uns angewöhnt, vor dem Spiel Speedminton zu spielen.

Janick: Deshalb sind wir auch enttäuscht, wenn es regnet oder schon dunkel ist.
Yvan: 13 Minuten vor dem Spiel hören wir zusammen ein bestimmtes Lied, so pushen wir uns uns. In dieser Konzentrationsphase sprechen wir auch nicht mehr miteinander.

Seid ihr nervös vor einem Spiel?

Yvan: Vor jedem Spiel ist eine gewisse Anspannung vorhanden.

Wie früh wisst ihr jeweils über eure anstehenden Spiele Bescheid?

Janick: Die Daten kennen wir, aber wir wissen erst zehn Tage im Voraus genau, welches Spiel wir wo leiten werden. Dies ist auch ein Ansporn um sich anzustrengen, damit man ein besseres Spiel bekommt.

Yvan: Das Niveau allein sagt allerdings noch nichts darüber aus, ob ein Spiel spannend wird. Am Schwierigsten zu pfeifen sind Spiele mit grossen Niveauunterschieden. Zwei ebenbürtige Gegner geben fast immer ein gutes Spiel.

Welches würdet ihr als euer bestes Erlebnis in eurer bisherigen Schiedsrichterkarriere bezeichnen?

Yvan: Es ist schwierig, ein bestimmtes Erlebnis herauszupicken. Fairplay beeindruckt uns immer. Wenn beispielsweise ein Spieler in einer engen Situation den Ball dem anderen Team zurückgibt, weil er beispielsweise weiss, dass er den Ball noch berührt hat, bevor dieser das Spielfeld verlassen hat.

Verteilt ihr viele harte Strafen?

Yvan: Die Matchstrafe 3 mussten wir diese Saison bereits zwei Mal austeilen. Früher drückten wir eher mal ein Auge zu. Wenn wir heute etwas sehen, dann handeln wir auch.

Habt ihr häufig Streit?

Janick: Wir haben schon auch Streit. Das ist wie in einem Unihockeyteam, wenn jemand den Pass nicht spielt. Meistens sind wir in diesen Situationen einfach unzufrieden mit der Spielleitung.

Yvan: Einmal während der Pause in der Garderobe wollte sogar der Observer schlichten.

Janick: Wenn wir nicht Brüder wären, dann wäre das aber wahrscheinlich anders. Als Brüder versöhnt man sich auch schneller wieder.

Wer von euch ist der Strengere?

Yvan: Janick ist strenger. Ich versuche eher mal einem Spieler noch eine zweite Chance zu geben.

Was zeichnet euch aus, wenn ihr euch mit anderen Schiedsrichterpaaren vergleicht?

Janick: Es ist schwierig, sich mit anderen zu vergleichen. Typisch für uns ist sicher die Kommunikation. Wir versuchen immer, dass wir auf die Spieler und den Staff zugehen und ihre Anliegen aufnehmen, verstehen und erklären.

Was sind eure Tipps für aufstrebende Nachwuchsschiedsrichter?

Janick: Ehrlichkeit ist wichtig. Als Schiedsrichter sollte man stets sich selbst treu bleiben und sich nicht allzu fest verstellen.

Yvan: Das Wichtigste ist, dass man aus Freude Schiedsrichter ist. Wir haben manchmal das Gefühl, dass auch viele Spieler nicht wissen, dass wir Spiele aus Freude leiten und nicht weil wir müssen.

Janick: Man muss auch mal Fehler eingestehen können und auch immer an sich arbeiten, dann kann man auch Erfolge feiern.

 

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